«In Zeiten von Smartphones gewinnt unsere Pädagogik sogar noch mehr an Bedeutung»

Schulleiter Thomas Bosshard, rechts im Bild, und die Lehrerinnen und Lehrer freuen sich: Ihre Arbeit kommt an. Die Schülerzahl hat sich im Vergleich zu letztem Jahr fast verdoppelt. Bild Beat Müller

Seit einem Jahr hat die Steiner- Schule Luzern einen neuen Schulleiter. Hier antwortet er auf drei Fragen.

Seit Oktober 2018 leitet Thomas Bosshard die Steiner-Schule Luzern. Vorher absolvierte Thomas Bosshard eine Karriere in der Wirtschaft, der Berufsbildung und in Non-Profit-Organisationen des Sportes und der Bildung. Er ist Vater von zwei erwachsenen
Söhnen, verheiratet mit einer Waldorfpädagogin. Die Steiner-Schule Luzern leitet er zu einem grossen Teil ehrenamtlich, «aber mit voller Leidenschaft», wie er sagt, schliesslich ist er seit Beginn 2019 eigentlich pensioniert. Thomas Bosshard ist passionierter Aviatiker, Weltenbummler und Geniesser.

Thomas Bosshard, wie ist das Schuljahr gestartet, hat es noch freie Plätze in den Klassen?

Danke, der Start war wunderbar. Letztes Jahr um die gleiche Zeit waren es 45 Schüler, jetzt sind es über 80, und die Nachfrage ist weiterhin vorhanden, in einigen Klassen können wir noch Platz bieten, für andere gibt es Wartelisten.

Woran liegt diese Nachfrage? Am Hundert-Jahr-Jubiläum der Steiner- bzw. Waldorfschulen?

Das vielleicht weniger, aber die Steiner-Schule Luzern hat ja letztes Jahr ihr 30-Jahr-Jubiläum gefeiert, und auch am Martini-Märt waren fast 500 Gäste. Viele Eltern merken, dass unsere Pädagogik gerade in Zeiten von Leistungsstress, Smartphones und Tablets stark an Bedeutung gewinnt. Bei uns wird ja mit Händen und Köpfen und Bewegung gelernt, nicht mit Stillsitzen und analytischem Pauken. Und vor allem geht es uns um jedes einzelne Kind: Wir bereiten es bestmöglich auf das Erwachsenenleben vor, nach seinen
Stärken und Schwächen, ohne grossen Druck und ohne extremen Leistungszwang. Dazu kommt, dass sich unsere Pädagogik seit 100 Jahren bewährt und dass unsere Schülerinnen und Schüler bei einem Umzug weltweit eine gleiche Schule finden.

Nicht nur zu Schulbeginn, auch nach den Herbstferien gibt es Neuzugänge? Warum?

Ja, wir haben Interessenten für einen Beginn nach den Herbstferien, auch in den unteren Klassen. Eltern merken offenbar nach den ersten Wochen Staatsschule, dass sie nicht für
alle Kinder bestgeeignet ist. Ihre Kinder sind vielfach schlicht unglücklich. Manche beissen sich dann ein Jahr oder sogar mehrere durch. Und oft kommt es dann in der Zeit nach den
Sommerferien zu einer Entscheidung, vor allem, wenn es nicht besser, sondern noch schlechter läuft. Dann suchen die Eltern Alternativen zur staatlichen Schule, und die Steiner-Schule ist eine gute, bewährte und konstante Alternative.

Schulleiter Thomas Bosshard, rechts im Bild, und die Lehrerinnen und Lehrer freuen sich: Ihre Arbeit kommt an. Die Schülerzahl hat sich im Vergleich zu letztem Jahr fast verdoppelt. Bild Beat Müller

Von der Spielgruppe bis zur Oberstufe

Die Steiner-Schule Luzern unterrichtet Kinder vom Kindergarten bis zur neunten Klasse, die Spielgruppe in Zusammenarbeit mit dem «Chinderhus Wanja». Neue Schülerinnen und Schüler sind auch während des Schuljahres willkommen. Der Lehrplan fördert Weltoffenheit, Gestaltungswillen und Eigenständigkeit und vermittelt handwerkliche und künstlerische Fähigkeiten, immer mit dem Fokus auf Freude, Motivation und Selbstbewusstsein und ist auf den Lehrplan 21 abgestimmt. Nach der neunten Klasse erfolgt der Übertritt in eine Lehre, auf ein Gymnasium oder auf die «Atelierschule» in Zürich. Es ist jederzeit möglich, die Steiner-Schule zu besuchen, bitte Termin vereinbaren.

Vormerken: Martini-Märt 

Anzutreffen ist Schulleiter Thomas Bosshard am Martini-Märt der Steiner-Schule Luzern, auch die Lehrerinnen und Lehrer sind da, halten sogar kurze Vorträge zur Pädagogik. Man kann Fragen stellen, muss aber nicht, es gibt sonst genügend zu erleben: an Ständen mit Geschenken, am Kinderflohmarkt, bei Märchen und Geschichten, das alles bei Kaffee, Tee und Kuchen, Crêpes, Marroni, Süessmoscht und Pizza: Samstag, 9. November von 10.00 bis 17.00 Uhr und am Sonntag, 10. November von 10.00 bis 16.00 Uhr.