„Ich bin eigentlich immer in Quarantäne“

Michele (43) aus Bergamo ist Schafhirte und zieht zurzeit mit knapp 600 Tieren durch die Region. Der Italiener hat seine Passion zu seinem Beruf gemacht.

Ein Hirte, zwei Hunde, zwei Esel – und 600 Schafe. Diese illustre Truppe ist in diesen Tagen in Adligenswil anzutreffen. Michele (43) führt die Schafherde von Weide zu Weide: „Wir sind vor eineinhalb Monaten in Küssnacht gestartet. Jetzt werden wir für 15 bis 20 Tage hier in der Umgebung von Adligenswil bleiben.“ Der Schnee und die Kälte haben an der geplanten Route nichts geändert. „Bis 20 Zentimeter Schnee ist für die Schafe kein Problem – sie können sich den Weg zum Gras freigraben. Nun hoffen wir aber, dass es nicht noch mehr gibt. Das wäre dann ein Problem für die Tiere“, erklärt Michele.

Begleiter Stefano und Schafhirte Michele sind mit 600 Schafen unterwegs.

Die Leidenschaft zum Beruf gemacht

Ursprünglich kommt der 43-jährige Michele aus Bergamo und ist somit das erste Mal hier in der Region. „Schon von klein auf hatte ich diese Passion für die Schafe und das Hirte-Dasein. Ich bin eigentlich gelernter Maurer, konnte nun aber meine Passion wieder zu meinem Beruf machen“, erzählt der sympathische Italiener. Begleitet wird er in diesen Tagen teilweise von seinem Freund Stefano. Ob ihm die Einsamkeit auf der Weide nichts ausmacht, wollten wir wissen. „Einsam? Ich habe ja 600 Kumpanen hier plus die Esel und die Hunde“, lacht Michele. „Nein, die Einsamkeit macht mir nichts. Ich bin quasi mit oder ohne Corona täglich in Quarantäne“, scherzt er weiter. Oder wie ein italienisch Sprichwort besage: „Lieber alleine, als in schlechter Gesellschaft.“

Das Leben nebst der Wiese findet für Michele in seinem Wohnwagen statt. „Mein Zuhause ist während dieser Zeit mein Wohnwagen. Den darf ich jeweils in der Nähe der Weide bei einem Bauern hinstellen. Dort esse und schlafe ich“, sagt Michele.

Weiter Richtung Dottenberg

In den kommenden Tagen zieht Michele mit den Schafen weiter in Richtung Dottenberg. Und irgendwann geht es dann zurück nach Küssnacht. Dort erwarten die sechs Besitzer der Schafe die Tiere dann zurück. „Ich geniesse es hier in der Region zu sein, es ist wunderschön hier“, schwärmt Michele. 

Interview und Bilder: Sara Häusermann

Übersetzung: Roberto Prudente