BUCHRAIN – Der katholische Pfarreirat Buchrain-Perlen, die Arbeitsgruppe «Erleben und Wissen» und der Ökumeische Bildungszyklus Buchrain laden am Donnerstag, 18. September, um 2o Uhr im Pfarreisaal Buchrain zum ersten Vortrag im Bildungszyklus 2014 «Grenzen erfahren – Neues erleben» ein.
Kurt Lussi, Kurator für Volkskunde, referiert über das Thema «Heilen in verschiedenen Kulturen». Sein Forschungsgebiet sind die magisch-religiösen Vorstellungen des Alpenraums zur Entstehung und magischen Heilung von Krankheiten. Dank seinen Reisen versteht er es den Vergleich von europäischen Heilkonzepten zu traditionellen afrikaischen Heilmethoden zu ziehen.
Leakey’s Place – Wiege der Menschheit
Afrika ist die Wiege des modernen Menschen. Die Rückkehr zu den Orten, wo unsere Urahnen gelebt haben, ist eine Reise zu sich selbst. Wer sie unternimmt, entdeckt die Wurzeln der eigenen Kultur und des traditionellen Heilwissens.Traditionelle Völker wie die am Ostufer des Viktoriasees lebenden Luo berufen sich zu Recht auf eine Jahrtausend alte Kultur, die wohl auch einmal die unsrige war. Wir wissen heute: Die Wiege der Menschheit ist nicht irgendwo, sondern in Afrika, genauer: im Ostafrikanischen Grabenbruch. Das belegen unzählige wissenschaftlich dokumentierte Funde, die im Rift Valley in Kenia, im benachbarten Tansania und vor allem auch auf Rusinga Island, einer Insel im Viktoriasee, gemacht wurden. Dort fand der britische Paläoanthropologe Louis Leakey 1948 einen rund 19 Millionen Jahre alten Schädel. Der Fundort trägt den Namen des Forschers: Leakey’s Place.
Von Afrika sind im Laufe von Jahrtausenden die frühen Menschen zusammen mit ihrem Wissen nach Norden und über den Balkan nach Europa gewandert. Besonders erfahrbar wird dies am Beispiel des ursprünglichen europäischen Heilwissens, das sich inhaltlich nur wenig von dem unterscheidet, was heute von den traditionellen Heilern Afrikas praktiziert wird. Mit einem Unterschied: In Afrika ist das ursprüngliche Heilwissen weitgehend erhalten geblieben. In Europa wurde es weiterentwickelt, wobei es sich im Zuge der immer stärkeren Entfremdung von der Natur allmählich von der spirituellen Grundlage gelöst und Formen angenommen hat, die vor allem auf die Heilung des Körpers ausgerichtet sind. In neuerer Zeit, so scheint es, besinnen wir uns wieder auf unsere Wurzeln. Ein Anzeichen dafür ist die steigende Bedeutung der Palliative Care, die bei Menschen in der letzten Lebensphase zum Tragen kommt. Würde sie auf alle Krankheiten und alle Lebensabschnitte ausgeweitet, käme die moderne Medizin wieder dort an, wo alles seinen Anfang genommen hat: in Afrika.
Der Referent nimmt die Zuhörer mit auf eine Reise zu den Ursprüngen der Menschheit und konfrontiert sie mit den traditionellen afrikanischen Heilmethoden, die auf die Behandlung von Körper, Geist und Seele ausgerichtet sind. Begleitet wird der Vortrag von Bildern sowie Gegenständen aus der Sammlung des Referenten. Zum Abschluss wird ein traditionelles Getränk serviert, das nach einem Rezept des Volkes der Luo zubereitet wird. Der Eintritt ist frei.