«Berufsmaturanden sind im Vorteil»

Bei der Hochschule Luzern rennen sie ihm die Türen ein. Trotzdem ist Rektor Markus Hodel daran interessiert ist, möglichst viele und möglichst gute Berufsmaturanden zu bekommen – insbesondere in den technischen Studiengängen.

Markus Hodel, an der Hochschule Luzern sind zurzeit 5838 Studierende für ein Bachelor- oder Master-Studium eingeschrieben. Welche Studiengänge sind besonders beliebt?

Jene in den Bereichen Informatik, Technik und Wirtschaft. Sie haben sich seit 2007 mehr als verdoppelt. Es sind glücklicherweise auch jene Bereiche, für die auf dem Arbeitsmarkt eine besondere Nachfrage herrscht.

Woher kommen Ihre Absolventen?

In den Bereichen Technik, Architektur und Wirtschaft, die zwei Drittel unserer Absolventen ausmachen, haben wir knapp 80 Prozent Berufsmaturanden. Ein kleiner Teil kommt aus dem Gymnasium.

Gibt es Unterschiede zwischen den beiden Gruppen?

Ja, die gibt es. Wir sind eine anwendungsorientierte Fachhochschule und darauf sind die Berufsmaturanden mit ihrer doppelten Ausbildung in Theorie und Praxis grundsätzlich besser vorbereitet als die Maturanden, die erst noch ein Praxisjahr absolvieren müssen.

Was kann man werden, wenn man die Fachhochschule gemacht hat?

Man kann Ingenieur, Architektin, Marketingleiter oder Finanzchefin werden, aber auch Künstler, Sozialamtsvorsteherin oder Designer. Unsere Schulabgänger sind hochqualifizierte Fachkräfte, die sich nach ein paar Jahren meist in Kader- und Führungsfunktion wiederfinden.

Wie schnell findet man eine entsprechende Anstellung?

Grundsätzlich sehr rasch. Schweizweit gesehen schaffen die Absolventen aus den Fachbereichen Architektur, Bau undPlanungswesen den Einstieg ins Erwerbsleben am schnellsten: 73 Prozent gehen drei Monate nach Ab-schluss einer ihrer Ausbildung entsprechenden Erwerbstätigkeit nach. Bei Technik und IT sind es 65 Prozent.

Und wie ist der Verdienst?

Der Ausbildung entsprechend. Ein Beispiel: Gemäss einer Befragung aus dem Jahr 2011 haben Bachelor-Absolventen der Hochschule Luzern ein Jahr nach dem Studium im Schnitt ein Jahres-Brutto-Einkommen von 80 000 Franken.

Die Hochschule Luzern hatte in den letzten Jahren ein schönes Wachstum zu verzeichnen. Warum engagieren Sie sich überhaupt in dieser BM-Kampagne des Kantons?

Für viele unserer Studiengänge ist die Berufsmatura Zugangsvoraussetzung, das Ticket für die Fachhochschule sozusagen. Wir sind daran interessiert, dass wir möglichst viele und möglichst gute BM-Absolventen bekommen. Insbesondere in den technischen Studiengängen könnten wir noch mehr Studenten gebrauchen.

Warum?

Der Schweizer Wirtschaft fehlen Zehntausende gut ausgebildeter Berufsleute. Es fehlen Pflegepersonal und Bauführer. Vor allem aber auch Ingenieure und Informatiker. Laut einer aktuellen Studie werden 2020 in der Schweiz – falls sich nichts Grundlegendes ändert – knapp 30 000 ICT-Fachkräfte fehlen. Junge Menschen, die heute eine ICT-Ausbildung beginnen, haben deshalb mittel- bis langfristig sehr gute Beschäftigungsaussichten. Wenn es uns nicht gelingt, unsere eigenen Leute auszubilden, werden die Arbeitgeber künftig noch mehr darauf angewiesen sein, Fachleute aus dem Ausland zu rekrutieren oder gewisse Arbeiten aufgrund des Ressourcenmangels gleich ganz ins Ausland auszulagern. Das macht volkswirtschaftlich wenig Sinn.

Interview: Alex Piazza

Markus Hodel, Rektor Hochschule Luzern. Bild Philipp Schmidli.
Markus Hodel, Rektor Hochschule Luzern. Bild Philipp Schmidli.