Noch einmal, zum letzten Mal nach 137 Jahren, hat der Kirchenchor mit seinen Gesängen den Gottesdienst am Samstagabend 27. August mitgestaltet. Eine jahrzehntelange abwechslungsreiche Vereinsgeschichte ging damit zu Ende. Zu Ende ging auch ein mehrmonatiges Wechselbad der Gefühle und Diskussionen rund
um die Existenz des Kirchenchores.
Anschliessend an diesen Abschied-Gottesdienst fand eine Schlussfeier statt im
historischen Hotel Tell (hier fand 1885 auch die erste ordentliche GV des damaligen
Cäcilienvereins statt). Es wurden Erinnerungen wach, verbunden mit viel Freude und
auch leiser Wehmut. Der Kirchenchor war über lange Zeit ein Eckpfeiler der Pfarrei,
hat der Chor doch jahrzehntelang auch kulturelle Unterstützung in den diversen
Pfarrgemeinden geleistet. So hat unser Verein jeweils massgeblich mitgeholfen an
den Bazars zugunsten von Kirche und Pfarreiheim, und zum Beispiel mit dem
Verkauf der alten Orgelpfeifen anfangs der 1970er-Jahre 33000 Franken an die neue
Orgel beigetragen. Den schönen alten Brauch des Dreikönigs-Singens haben wir zu
neuem Leben erweckt, notabene mit selbstgeschneiderten prächtigen Kostümen die
bei Gelegenheit immer noch im Gebrauch waren. Auch an den Chilbi-Treiben
unserer drei Pfarrgemeinden waren wir jeweils mit Drehorgel und Nagelbalken im
Einsatz. Noch eine Randbemerkung: Am Fussball-Dorfturnier haben unsere Sänger
sogar einmal den Pokal gewonnen!
Ein zentrales Ereignis war die Feier des 100-jährigen Bestehens unseres Chores am
8. Dez. 1984. Mit einem festlichen Gottesdienst, einem grossen Konzert und der
Herausgabe einer Festschrift wurde dieses Jubiläum gefeiert. Am anschliessenden
Bankett mit Behörden und befreundeten Vereinen, ebenfalls im Hotel Tell, wurde uns
vom Diözesanverband die Palestrina-Medaille verliehen.
Ein wichtiger Punkt in unserem Vereinsleben war die Freundschaft mit dem
Kirchenchor von Ostheim im Elsass, die zurückgeht auf die Mithilfe unserer
Gemeinde beim Bau einer Not-Kirche nach dem 2. Weltkrieg. Viele freundschaftliche
Begegnungen, sei es im Elsass oder hier in Root, haben uns sehr verbunden.
Mit grosser Dankbarkeit möchten wir noch einige Persönlichkeiten erwähnen, die im
Laufe der Jahre massgeblich dazu beigetragen haben zum Gedeihen und zum
Ansehen unseres Chores: Anton Schaffhauser hat während 50 Jahren hat den Chor
geleitet, Alois Rettig war ebenfalls über Jahrzehnte engagierter Chorleiter, Franz
Bättig hat den Chor in den frühen 1970er-Jahren aus schwieriger Situation
herausgeführt, Familie Brunner aus Dierikon ist seit Beginn des Vereines stets im
Chor vertreten… Grossen und herzlichen Dank an alle Frauen und Männer, die in
diesen 137 Jahren mit Freude und Können den Chor mitgeprägt haben.
Schön und angemessen wäre gewesen, an diesem Gottesdienst ein «Adieu und
Danke» seitens der Kirchgemeinde-Behörde zu vernehmen. Nun, scheinbar nagte
der uns gegenüber oft zitierte «Zahn der Zeit» nicht nur am Chor, sondern auch an
den Amtsträgern. Nichtsdestotrotz erreichte dieser Gottesdienst unsere Sinne, nicht
zuletzt dank der wunderschönen Dekoration und der persönlichen Gestaltung durch
den Zelebranten/Präses Lukas Briellmann, und wird hoffentlich jedem Sänger in
guter Erinnerung bleiben.
«Sag zum Abschied leise Servus – einmal war es doch schön», so lauteten die
letzten Töne an diesem abschliessenden Gesamtauftritt. Danke Allen, die mit uns
diesen Abschied geteilt und gefeiert haben, und auch jenen die mitgeholfen haben
dass unser letztes Singen ein feierliches, wenn auch wehmütiges Ereignis wurde. pd
