Wenn das Spiel zur Droge wird

Per 15. Juni lancierten zehn Deutschschweizer Kantone eine Sensibilisierungskampagne zu den Risiken des Glücksspiels. Mit Plakaten, Bierdeckeln und Postern, über den Jugendsender Joiz und auf Social Media thematisiert die Kampagne die Mechanismen und Auswirkungen einer Glücksspielsucht aus der Perspektive des Spielenden und weist auf die Gefahren hin.

Gleichzeitig wird mit der Website und Helpline von SOS-Spielsucht.ch auf ein Hilfsangebot hingewiesen, das seit 2012 besteht und nun kontinuierlich erweitert wurde. Die meisten Menschen haben das Spielen um Geld im Griff – es ist eine Freizeitaktivität, die mit Spass, Geselligkeit, Anregung und Spannung verbunden ist. Für einige gilt dies jedoch nicht: Das Glücksspiel bestimmt ihren Alltag. Sie verlieren die Kontrolle und ruinieren sich und ihre Familien. Betroffene und Angehörige täuschen sich und andere oft zu lange über die problematische Situation hinweg, anstatt frühzeitig Hilfe in Anspruch zu nehmen. In der Schweiz spielen etwas mehr als 75’000 Menschen exzessiv Glücksspiel, etwa 28’000 davon sind glücksspielsüchtig und 47’000 gelten als problematisch Spielende.

Die Sujets der Glücksspiel-Kampagne fallen durch stimmungsvolle Bilder auf. Sie zeigen die Spielsituation aus der Spieler-Perspektive: Der Spielende findet sich in einer Situation wieder, in der Geldspiele zu Drogen werden. Auch im vom Jugend-Fernsehsender Joiz produzierten «Streetgame» erfährt die Zielgruppe der 16- bis 35-Jährigen die Dynamik zwischen Spiel und Sucht in einer Realsituation. Die Gewinn-Verlust-Thematik wird durch den immer höheren Einsatz und dem Verlangen nach dem winkenden Gewinn 1:1 erlebbar gemacht. Verschiedene Mechanismen, die zur einer Sucht führen können, werden so spielerisch integriert. Zur Analyse und Vertiefung findet im Anschluss an das Spielformat in der Sendung JoiZone eine Diskussion mit Experten statt (Ausstrahlung am 25. und 26. Juni um 20 Uhr). Die Kampagne richtet sich unter anderem auch deshalb an Jugendliche und junge Erwachsene, weil sie gefährdeter sind, problematisch zu spielen. Der Anteil an problematisch Spielenden ist bei Jugendlichen fast doppelt so hoch wie in der erwachsenen Bevölkerung.

Die Website SOS-Spielsucht.ch bietet neben einer Reihe von Informationen die Möglichkeit, sich anonym über die Helpline oder schriftlich online beraten zu lassen. Auch alle Adressen der regionalen Fachstellen sind abrufbar. Diese bieten Betroffenen und Angehörigen professionelle Hilfe an. Die Behandlung erfolgt im Einzel-Setting oder in geleiteten Gruppen. Die Folgen exzessiven Glücksspielens sind nicht zu unterschätzen. Sie gleichen den Mustern von anderen Suchterkrankungen und können zu Verschuldung, Beschaffungskriminalität bis hin zum finanziellen Ruin führen. Konflikte in der Partnerschaft, in der Familie und am Arbeitsplatz gehen damit einher. Durch eine Glücksspielsucht werden andere Suchtverhalten oft bestärkt. Gesteigerter Alkohol- und Tabakkonsum sowie Medikamentenmissbrauch können Begleiterscheinungen sein. Auf der psychischen Ebene kann die Glücksspielsucht Realitätsverlust und depressive Verstimmungen nach sich ziehen. Auch ein erhöhtes Suizidrisiko geht mit Glücksspielsucht einher.