Jugendliche und ihr umgekrempelter Alltag

Es ist Montagnachmittag. Eigentlich ein ganz normaler Schultag, einer der letzten vor den Ferien. Aber nichts ist normal: Drei Schülerinnen und Schüler erzählen, wie sie mit der Ausnahmesituation klar kommen.

Täglich 600 Nachrichten im Chat

Alishia Weber aus Root: Die Videokonferenz ist beendet, Alishia und ihre 10 MitschülerInnen haben Aufträge für die kommende Woche erhalten und besprochen. «Das funktioniert jetzt gut. Wir halten Regeln ein, damit es kein Durcheinander beim Sprechen und in der Chat-Kommunikation gibt», sagt die 12-Jährige und erzählt, dass es anfangs bis zu 600 Nachrichten auf den diversen Kommunikationskanälen gegeben habe. Täglich! «Das war schon krass.» Ihren Schulstoff bearbeitet Alishia am Küchentisch, in ihrem Zimmer oder manchmal sogar auf dem Balkon. «Mir geht’s recht gut mit dieser Schulsituation. Aber die Kolleginnen fehlen mir, das Plaudern in der Pause und auf dem Schulweg – das ist schon völlig anders jetzt per Telefon oder Chat.» Alishia hat ein Hobby, mit dem sie auch
anderen Freude machen kann: «Ich backe gerne und habe zum Beispiel für mein Grosi
einen Kuchen gemacht», sagt sie und erzählt, dass sie in der Freizeit jetzt manchmal für die älteren Nachbarn einkauft. «Ich mache mir schon Sorgen, dass ich meinen Weg
vielleicht nicht so gehen kann, wie ich möchte», sagt sie und hofft, dass bald alles wieder normal läuft.


Keine Lust auf Gamen

Robin Stublia aus Dierikon: Mit den technischen Belangen punkto Online-Schule kommt der 14-Jährige gut klar. «Die Software funktioniert, ich kann meine Aufträge downloaden und
selbständig erledigen», sagt er. Am schwierigsten findet er beim aktuellen Fernunterricht, dass man nicht so viel fragen kann. «Das ist schon anders per Videokonferenz, da sollte man nur das Wichtigste besprechen.» Die sozialen Kontakt fehlen auch Robin, der sonst oft mit anderen draussen unterwegs ist. «Zwar fahre ich noch immer mit dem Velo rum, damit
ich an die frische Luft komme – manchmal auch mit einem Kollegen. Aber es ist schon eine sehr grosse Umstellung, vorwiegend per Chat und Telefon mit anderen Kontakt zu haben.»
Langweilig werde ihm vorläufig nicht, meint Robin. «Ich schaue in der Freizeit Netflix-Serien oder telefoniere. Hin und wieder game ich, aber eigentlich seltener als vorher – ich habe meistens gar nicht Lust drauf.» Robins Schnupperlehre im Kantonsspital wurde verschoben und er hofft, sie bald nachholen zu können. «Ich finde es gut, dass man die Corona-Regeln jetzt durchzieht und hoffe, es nützt. Noch weitere Monate nur noch in dem Rahmen wie jetzt draussen sein, das fände ich schlimm.».


Mölche statt Segeltörn

Ida Ciotto aus Dierikon: Bei der 15-Jährigen Schülerin steht gleich noch die virtuelle
Klavierstunde auf dem Programm. «Das machen wir per WhatsApp-Video. Es ist eigentlich wie eine ganz normale Klavierstunde, nur der Ton ist manchmal ziemlich verzerrt», erklärt sie. Die Kanti-Schülerin findet, dass sie den Schulstoff fast besser und konzentrierter erledigen kann, also sonst. «Ich habe das Büro meines Vaters in Beschlag genommen und mich gut eingerichtet. Hier ist es ruhig und ich kann die Aufträge selber einteilen.» Vermissen tut die Jugendliche jedoch alles andere rund um den Schulbetrieb, insbesondere ihre Kolleginnen. «In der Schule bewegt man sich ja fast immer in kleinen Gruppen. Wir jassten zum Beispiel sogar in der Pause», sagt sie und bedauert, dass diese Kontakte jetzt nur online möglich sind. Einen Vorteil sieht Ida darin, dass sie etwas abseits vom Dorf lebt und rundum viele Möglichkeiten für die Freizeit hat. «Mit einer Nachbarin fische ich im nahen Teich Mölche oder klettere im Steinbruch herum. Das macht Spass», erzählt sie. Enttäuscht ist Ida, dass die Familienpläne für die Osterferien ins Wasser fallen: Geplant gewesen wäre ein Segelturn in Frankreich. «Darauf habe ich mich extrem gefreut und ich hätte auch mein Französisch trainieren können.» Das Klassenlager wurde ebenfalls abgesagt und so wird Ida in den Ferien draussen die Umgebung erkunden. «Und vermutlich auch hin und wieder für die Schule arbeiten, damit ich nicht aus der Übung komme.».

Jugendarbeit Unteres Rontal