Exklusiv-Interview mit Martin I., seines Zeichens Zunftmeister zu Ebikon 2014
Während der 5. Jahreszeit ist er der Mächtigste im Dorf: Martin I. alias Martin Aregger. Wir befragten den Zunftmeister 2014 der Rotseezunft Ebikon nach seiner Motivation, seinen Verpflichtungen und wie er das Amt mit seinen weiteren Aufgaben und Verpflichten in Beruf und Familie unter einen (Zunft-)Hut bringen will.
Martin Aregger, zuerst herzliche Gratulation zu Ihrem ehrenvollen Amt als Zunftmeister 2014 der Rotseezunft Ebikon. Ich nehme an, dass Sie als Äbiker ein Urfasnächtler sind, die Rotseezunft ist ja ein bisschen älter als Sie. Stimmt diese Annahme, bzw. welche Bedeutung hat die Fasnacht für Sie und Ihre Frau?
Martin I. : Ja die Rotseezunft ist etwas älter als ich «junger» Zunftmeister. Und die Fasnacht ist für die ganze Familie ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens. So machen wir in «normalen» Jahren als Familie ein Sujet und ziehen so durch die Gassen von Ebikon und Luzern.
Können Sie Ihre Kinder in diese Fasnacht, in der Sie Zunftmeister sind, mit einbeziehen, oder müssen sie ihre Fasnacht selbst gestalten?
Unsere Kinder sind mit 5 und 8 Jahren noch etwas zu klein, um auf eigene Faust die Fasnacht zu erobern. Aber mit unserem Motto «Piraten» haben alle Ihre Position gefunden. Bei unseren zahlreichen Besuchen dürfen unsere Kinder – wie auch die drei Piraten vom Weibel Michi Kreyenbühl – uns begleiten. Jedoch nur an den Wochenenden.
Seit wann sind Sie in der Zunft?
Seit 2004, also seit 10 Jahren.
Warum wird man Mitglied in einer Zunft?
Man wird nicht einfach Mitglied in irgendeiner Zunft, sondern in der Zunft, in der man sich heimisch fühlt. Für mich steht die Rotseezunft für Geselligkeit und Kameradschaft. Wir organisieren den Äbiker Kinder- und Fastnachtsumzug und pflegen das Brauchtum Fasnacht. Als Mitglied unsere Zunft kann man also die Äbiker Fasnacht unterstützen und trotzdem unabhängig mit der eigenen Familie das eigene Sujet ausarbeiten und die Fasnacht geniessen.
Welche Aufgaben haben Sie als Zunftmeister?
Martin I. Die Zunft repräsentativ vertreten, das Brauchtum Fasnacht an die jüngsten, also Kindergartenkinder, weitergeben und den Umzugsteilnehmern den Dank für Ihre Arbeit aussprechen.
Sie besuchen die Wagenbauer, die Altersheime und die Kindergärten – und wen noch?
Wir besuchen Wagenbauer und Guuggen, welche an unserem Umzug teilnehmen. Weiter gehen wir an die Fasnachtsanlässe der Ebikoner Heime. Also das Alters- und Pflegeheim Höchweid und das SSBL Rathausen. Die Kindergartenkinder besuchen uns dieses Jahr vor den Fasnachtsferien im Pfarreiheim, wo sie zu richtigen Piraten gemacht werden. Übrigens: Viele dieser kleinen Piraten kann man dann am Gudisdienstag an unserem Umzug in Ebikon sehen.
Worauf freuen Sie sich am meisten?
Rückblickend habe ich Zunft-intern und mit der Weibelfamilie Kreyenbühl bereits sehr viel Schönes erlebt. Jetzt in der Vorfasnacht geniesse ich jeden Besuch und Anlass mit den vielen fröhlichen und fasnächtlichen Kontakten. Von unserem Schiffsausguck sieht man bereits die ersten Anzeichen vom Kinder- Fasnachtsumzug am Güdisdienstag, auf diesen Höhepunkt freue ich mich sehr.
Wovor haben Sie den grössten Bammel?
Indianer kennen bekanntlich keinen Schmerz. Piraten haben keine Angst! Jedoch weiss ich, dass es dieses Jahr auch Aschermittwoch wird und plötzlich wieder das «normale» Leben kommt. Höchstwahrscheinlich wird mich mein Piratenweibel nicht mehr jeden Tag besuchen, abholen und wieder in die Kapitänskajüte bringen. Sein Leben und seine Termine wieder selber «meistern», das muss wohl jeder Zunftmeister wieder lernen!
Wie hoch wird der Zeitaufwand für Sie?
Mit den zahlreichen Besuchen investiere ich mit meinem Gefolge schon einige Stunden. Im November haben wir zusätzlich mit grosser Unterstützung von Freunden und Familie ein Schiff gebaut, welches wir an verschieden Anlässen mitnehmen. Tatkräftige Mithilfe wird übrigens auch von sehr vielen Zünftlern geboten. So werden wir immer von einer Delegation Rotseezünftler an die Besuche begleitet. Benötige ich irgendetwas, ist es meistens schon organisiert. Danke an dieser Stelle an alle für die Mithilfe!
Werden Sie die ganzen Ferien dieses Jahres an den Anlass vergeben?
Dies werde ich mit meinem Arbeitgeber Kaspar Moos AG nach der Fasnacht besprechen müssen…
Gibt es Verpflichtungen, die über die diesjährige Fasnacht hinausgehen?
Die Rotseezunft ist das ganze Jahr aktiv. So pflanzen wir im Frühling die Dorfeingänge Ebikons. Darauf folgen ein Sommerfest und die Metzgete im Herbst, sowie weiter Aktivitäten. Als Zunftmeister ist man für das Amtsjahr Mitglied des Zunftrates, wo es die nächste Fasnacht und das neue Vereinsjahr zu organisieren gibt.
Man hört immer, dass die Zeit als Zunftmeister sehr zeit- und geldintensiv sei. Sind da Grenzen gesetzt, oder kann jeder Zunftmeister seine Ausgaben selbst bestimmen.
Im Vordergrund steht für mich und meine Familie immer die Freude an der Fasnacht. Das Zunftmeisteramt erfüllt mich mit Stolz. Die geselligen Begegnungen und die Vorfreude unserer Umzugsteilnehmer auf die Fasnacht lassen den zeitlichen und finanziellen Aufwand in den Hintergrund treten. Aus organisatorischen Gründen gibt es Zunft-intern ein Pflichtenheft für den Zunftmeister, der ihm als Leitfaden dient. Der Zunftmeister bestimmt jedoch selber, wie er sein Amtsjahr gestalten will.
Haben Sie Verständnis dafür, dass es Leute gibt, die lieber in die Sportferien als an die Fasnacht gehen?
Die Luzerner Fasnacht lebt von vielen verschiedenen Gruppen, die unterschiedlicher fast nicht sein können. Dies macht unsere Fasnacht so bunt und interessant für Klein und Gross. Man respektiert untereinander auch andere Ansichten von Musik- und Sujetwahl. Daher bin ich überzeugt, dass auch Verständnis für Skifahrer und Snowboarder vorhanden sind. Selber Wintersportler, machen wir in der Familie auch jedes Jahr den Spagat zwischen Skifahren und Fasnacht.
Sie sind noch jung. Zunftmeister ist so etwas wie Ständeratspräsident in der Politik. Wohin geht es nachher?
Als höchster Äbiker für die fünfte Jahreszeit gibt es sicher noch zwei, drei Schritte vor Ständeratspräsident. Da ich aber politisch nicht aktiv bin, werde ich die zurückgewonnen Zeit nach der Fasnacht wieder der Familie widmen und mich beruflich weiterbilden.
Interview: Ruth Kocherhans
Entrefilet
„Man wird nicht einfach Mitglied in irgendeiner Zunft, sondern in der Zunft, in der man sich heimisch fühlt.“ Martin I., Zunftmeister 2014 der Rotseezunft
Das rüüdig-schöne Äbiker Fasnachtsprogramm
8. Februar, 14 Uhr: Altersfasnacht 3×20 im Pfarreiheim organisiert von den Rüssgusler
15. Februar, 14 Uhr: Kindermaskenball im Pfarreiheim organisiert von den Rotsee-Husaren
27. Februar, 8.30 Uhr: Tagwache und Habi-Zmorge bei Bäckerei Habermacher, organisiert von Gluggsimusig
1. März, 12 Uhr: Risottoessen auf der Löwenterrasse, organisiert von den Rotsee-Husaren
1. März, ab 16 Uhr: Nase Samschtig auf dem Pfarreiheimplatz
3. März, 13.30 Uhr: Äbiker Kinder-Fasnachtsumzug,
3. März, nach dem Umzug: Böög-Verbrönnete und Uslompete im Pfarreiheim

