Weshalb der Verkauf der Kirche Perlen ein Glücksfall ist

Die Kirche in Perlen.

BUCHRAIN-PERLEN – Nachdem in den vergangenen Wochen der Verkauf der Kirche Perlen verschiedentlich für Gesprächsstoff gesorgt hat, nimmt der Kirchenrat nun mit einer Medienmitteilung dazu Stellung. Als Beitrag zu einer sachlichen Diskussion geben wir sie an dieser Stelle ungekürzt im Wortlaut wieder.

Mehr als benötigt

Seit mehreren Jahren ist bekannt, dass die katholische Kirchgemeinde Buchrain-Perlen mit zwei Pfarreizentren und drei Kirchen über mehr sakrale und kulturell nutzbare Räume verfügt, als dies das kirchliche Leben aktuell und in absehbarer Zukunft erfordert. Seit ziemlich genau drei Jahren ist der Kirchenrat mit einer speziell gebildeten Arbeitsgruppe «Nutzung Immobilien der Kirchgemeinde» daran, konkrete Massnahmen zu erarbeiten und entsprechende Lösungen vorzuschlagen. Dass sich die Gemüter teilweise stark erhitzten, ist aufgrund der geplanten Massnahmen verständlich. Schwierig nachvollziehen können wir, wie teilweise nicht richtig und nicht objektiv in einzelnen Medien informiert wurde. Mit dieser Information will der Kirchenrat sicherstellen, dass die katholische Bevölkerung im Vorfeld der Abstimmung vom 24. Januar klar, richtig und transparent über die Sachlage informiert ist.

Der Kirchenrat hat stets offen informiert

Der Kirchenrat und auch die Arbeitsgruppe haben von Beginn weg offen und transparent informiert. An den Kirchgemeindeversammlungen im Dezember 2013 und November 2014 und in mehreren Pfarreiblättern wurde das Thema aufgegriffen. Am öffentlichen Perlen-Treff vom 3. Juli 2015, in zwei Berichten in der «Neuen Luzerner Zeitung» im September und Oktober 2015 und an der Informationsveranstaltung vom 29. Oktober 2015 wurde über die laufenden Arbeiten und deren Stand berichtet. Obwohl damit klar dokumentiert ist, dass schon lange und offen über das Vorhaben informiert wurde, wird von jenen, die einen Verkauf ablehnen, immer wieder das Gegenteil behauptet.

Der Bischof berät und entscheidet mit

Der Bischof wacht über die korrekte Verwaltung der Kirchenstiftungen in den Pfarreien und entscheidet gemeinsam mit dem Stiftungsrat (ist in der Regel der Kirchenrat) über die Verwendung der Stiftungsgüter. Darum war die Leitung des Bistums Basel von Beginn weg in die Frage bezüglich einer neuen Nutzung des Kirchenzentrums Perlen mit einbezogen. Der Bischof wünscht ausdrücklich, wie er es auch im SRF-Beitrag in der Sendung «10 vor 10» sagte, dass in erster Priorität darauf zu achten sei, die Kirche St. Joseph als Kirche zu erhalten und einer christlichen Gemeinschaft zur Verfügung zu stellen.

Der Verkauf hat mehr Vorteile als die Vermietung

Während die Kirche St. Joseph sich bautechnisch in einem guten Zustand befindet, müssen der Pfarreisaal und das Pfarrhaus in den nächsten Jahren saniert werden. Der Kirchenrat hat auf Empfehlung der Arbeitsgruppe «Nutzung Immobilien der Kirchgemeinde» entschieden, langfristig das Kirchenzentrum mit der Kirche St. Agatha in Buchrain als Ort der Pfarreigottesdienste und vielfältiger gesellschaftlicher und kultureller Anlässe zu betreiben. Deshalb erscheint es nicht angemessen, die nicht im Überfluss vorhandenen finanziellen Mittel für die Sanierung von Pfarrhaus und Pfarreisaal in Perlen einzusetzen. Vielmehr sollen durch einen Verkauf personelle und finanzielle Ressourcen frei werden, um sie dort einzusetzen, wo sie für ein nachhaltiges kirchliches und kulturelles Leben gebraucht werden. Andererseits bekommt die Käuferschaft die Chance, im Rahmen der gesetzlichen und finanziellen Möglichkeiten, ihre Ideen und Pläne im Kirchenzentrum Perlen zu verwirklichen. Würden wir als Kirchgemeinde Besitzerin des Zentrums bleiben, käme nur ein sehr langfristiger Mietvertrag in Frage, weil wir anstehende Sanierungen finanzieren müssten. Nur so könnten wir das Risiko vermeiden, dass die Mieterin wieder auszieht, bevor die Sanierungsaufwände amortisiert sind. Auch darum liegen die Vorteile eindeutig bei einem Verkauf.

Als Absicherung möglicher Optionen in der Zukunft hat der Kirchenrat entschieden, ein unbebautes Grundstück mit einer Fläche von 996 m2 im Eigenbesitz zu behalten. Das fragliche Grundstück schliesst direkt westlich an den Friedhof an, welcher sich im Besitz der Einwohnergemeinde Buchrain befindet.

Serbisch-Orthodoxe Kirche ist für die Perler Bevölkerung offen

Die seit einigen Monaten laufenden Gespräche mit der Serbisch-Orthodoxen Kirche Luzern bezeichnen wir als Glücksfall. Diese der katholischen Kirche sehr nahestehende christliche Glaubensgemeinschaft beabsichtigt, das Kirchenzentrum Perlen seinem ursprünglichen Zweck entsprechend – sakral und kulturell – zu nutzen. Für die katholische Bevölkerung von Perlen ist sichergestellt, dass die Kirche täglich für das stille Gebet bei der Statue der heiligen Maria offen steht und dass die Angebote des Quartiervereins HAPP-IG, Mittagstisch und Perlentreff, weitergeführt werden können. Die Jugendarbeit im Juniorclub wird die Räume weiterhin nutzen können. Und an mehreren Festtagen im Jahr wird die katholische Pfarrei Gottesdienste in der Kirche Perlen feiern können. Aus Sicht der Bistumsleitung wie auch des Kirchenrates ist der geplante Verkauf ein Glücksfall.

Im Innenraum sind Veränderungen nur mit Zustimmung der Denkmalpflege möglich

Die Kirche St. Joseph in Perlen gehört zu den schützenswerten Bauten. Somit ist garantiert, dass Veränderungen nur mit der Zustimmung der Denkmalpflege erfolgen können. Insbesondere ist garantiert, dass der Kreuzweg und die weiteren Bilder des Künstlers De Chiesa erhalten bleiben. Die Veränderungen bzw. Ergänzungen, welche die Serbisch-Orthodoxe Kirche als Ausdruck ihrer Frömmigkeit im Verlauf der nächsten Jahre im Innenraum der Kirche St. Joseph vornehmen möchte, erfüllen gemäss der kantonalen Denkmalpflege diese Vorgaben.

Parkplätze genügen, bei Grossanlässen braucht es ein Konzept

Für die «normalen» Samstagabend-/Sonntagsgottesdienste der Serbisch-Orthodoxen Kirche stehen aufgrund einer entsprechenden Vereinbarung ausreichend Parkplätze auf dem Areal der Papierfabrik Perlen auf einer genau bezeichneten Fläche, sowie eine kleine Anzahl Parkplätze vor der Kirche zur Verfügung. Bei zwei bis vier Grossanlässen pro Jahr wird eine grosse Zahl anreisender Gottesdienstbesucher erwartet und damit eine grosse Anzahl zusätzlicher Parkplätze erforderlich. Dafür sind verschiedene Möglichkeiten zum Parkieren in Abklärung. Mit der Serbisch-Orthodoxen Kirchgemeinde Luzern ist verbindlich vereinbart, dass sie jeweils drei Monate vor einem solchen Anlass ein angemessenes Parkplatzkonzept mit einem gut funktionierenden Parkdienst vorlegen muss. Damit wird der «Suchverkehr» innerhalb des Dorfes Perlen verhindert.

Die Einwohnergemeinde muss die neue Nutzung bewilligen

Erst nachdem eine Nutzungsbewilligung der Einwohnergemeinde vorliegt, worin u. a. auch die Situation der Parkplätze geregelt werden muss, wird die Zustimmung an der Urne umgesetzt werden können.

 

Bistum würde Nutzung durch Wohnbaugenossenschaft Fildern nicht zustimmen

Zwei Tage vor der Kirchgemeindeversammlung vom 26. November wurde der Kirchenrat vom Präsidenten der Wohnbaugenossenschaft, Georges Thalmann, kontaktiert und darüber informiert, dass die Genossenschaft bereit wäre das Kirchenzentrum Perlen käuflich zu erwerben. Dies mit der Idee, dort ein Zentrum für eine kulturelle und kirchliche Nutzung zu errichten. Die Möglichkeit der weiteren Nutzung der katholischen Bevölkerung für Gottesdienste und die Durchführung der bisher bestehenden Angebote Mittagstisch und Perlentreff wären ebenfalls möglich. Bis zum heutigen Tage ist der Kirchenrat weder im Besitz eines konkreten Angebotes noch eines möglichen Konzeptes. Es ist deshalb für den Kirchenrat überhaupt nicht möglich, dazu konkret Stellung zu nehmen. Zudem hat das Bistum signalisiert, dass eine solche gemischte Nutzung nicht in Frage käme. Der Kirchenrat vertritt die Meinung, dass dieses vage Angebot – welches eigentlich gar nicht besteht – nicht weiter verfolgt werden soll.

 

Liebgewonnenes loslassen zu müssen birgt auch Chancen

Der Kirchenrat ist sich bewusst, dass der Verkauf des Kirchenzentrums Perlen für einige Direktbetroffene ein schmerzhafter Entscheid ist, der mit Loslassen von Liebgewonnenem und Verlust von Vertrautem zu tun hat. Uns ist gleichzeitig wichtig, auf die Chancen dieses Verkaufs hinzuweisen. Es ist nicht selbstverständlich, sondern eher ein Glücksfall, dass die Serbisch-Orthodoxe Kirche interessiert und bereit ist, die Kirche Perlen als Gotteshaus zu erhalten und den Pfarreisaal in absehbarer Zukunft so zu erneuern, dass er langfristig der Serbisch-Orthodoxen Kirche und zugleich der Bevölkerung von Buchrain-Perlen als Ort der Begegnung wird dienen können. Wir bitten darum, in diesem Sinn die geplante Neunutzung nicht nur emotional, sondern auch objektiv mit einer langfristigen Sichtweise zu beurteilen.

Kirchgemeinde Buchrain-Perlen
Präsident Peter Kaufmann und Kirchenrat

Die Kirche in Perlen.
Die Kirche in Perlen.