Den Flüchtlingen mit Toleranz und Respekt begegnen

Ruedi Fahrni, Asyl- und Flüchtlingskoordinator Kanton Luzern am Podest, flankiert von Daniel Gasser, Gemeindepräsident Ebikon und André Portmann, Chef Polizeiregion Ost. Bild Stefan Jäggi.

EBIKON – An der Informationsveranstaltung zur Zwischennutzung des Hotel Löwen gab es nicht nur viele Zahlen und Fakten, sondern auch eine öffentliche Diskussion zum Thema.

Rund 160 interessierte BürgerInnen versammelten sich am Donnerstag vergangener Woche in der Aula Wydenhof in Ebikon anlässlich einer Informationsveranstaltung über die Zwischennutzung des Hotel Löwen als Asylzentrum. Im Anschluss an die Präsentation beteiligten sich die Besucher an einer teils leidenschaftlich geführten Diskussion.

Gemeinde steht in der Pflicht

Im Rahmen der Gemeindeverteilung von Asylsuchenden wurde die Gemeinde Ebikon 2014 dazu verpflichtet, Wohnraum für 47 Personen zur Verfügung zu stellen. Dieser Wohnraum konnte trotz intensiver Bemühungen bisher nicht bereitgestellt werden. Deshalb stimmte der Gemeinderat von Ebikon der Nutzung des Hotel Löwen als temporäre Asylunterkunft zu. Im Asylzentrum wohnen seit Dezember 2014 elf Asylsuchende. Ab Anfang März 2015 werden nun gestaffelt bis zu 60 Asylsuchende in das ehemalige Hotel einziehen.

Ruedi Fahrni, Asyl- und Flüchtlingskoordinator Kanton Luzern, referierte zu den Themen Asylwesen und Unterbringung im Hotel Löwen. Gemeindepräsident Daniel Gasser erläuterte den Entscheid des Gemeinderates zur zentralen Unterkunft im Löwen. Abschliessend berichtete André Portmann, Chef Polizeiregion Luzern Ost, aus der Sicht der Polizei über die Erfahrungen mit den kantonalen Asylzentren. Im Anschluss an die Vorträge erhielten die interessierten Ebikonerinnen und Ebikoner die Gelegenheit, Fragen zu stellen und Statements abzugeben.

Grosse Flüchtlingsströme

Eindrücklich waren die Ausführungen von Ruedi Fahrni zum Asylwesen. Mit ein paar Zahlen und Fakten über die weltweiten Flüchtlingsströme wurde die Notwendigkeit und der vergleichsweise kleine Umfang des Vorhabens in Ebikon erläutert. Rund 51,2 Mio. Menschen sind derzeit auf der Flucht. Meist aus Kriegs- und Krisengebieten fliehen unzählige vor Gewalt, Repression und Hunger in ihrer Heimat. Unter gefährlichen Bedingungen riskieren sie dabei oftmals ihr Leben, nachdem sie schon alles, was ihnen lieb, teuer und vertraut war, hinter sich gelassen haben. Die Kapazitäten zur Flüchtlingsaufnahme der an die Krisengebiete angrenzenden Länder und der «klassischen» Ankunftsländer in Europa sind meist erschöpft. So halten sich zum Beispiel etwa 3.2 Mio syrische Flüchtlinge in den syrischen Nachbarstaaten auf.

Gemeindepräsident Daniel Gasser erklärte im Detail, wie und weshalb der Entscheid zur Nutzung des Hotel Löwen gefällt wurde. Neben den offensichtlichen Vorteilen des Vorhabens (zum Beispiel 24-Stunden-Betreuung, Sicherheitsstab, Begleitgruppe, wenige Anwohner, zeitliche Begrenzung durch Bauvorhaben usw.) verschwieg er auch nicht allfällige Nachteile. So erwähnte er, dass ein Stück Identität verloren gehe, und dass der Bevölkerung für die Umstellung nur wenig Zeit gelassen werde. Er versicherte, dass die Sozialhilfe nicht belastet werde. Ausserdem garantiere der Kanton, dass mit 60 Plätzen das Soll für die nächsten drei Jahre erfüllt sei.

Strikte Hausordnung

Danach wurden Organisation und Betrieb der Unterkunft erläutert. Verantwortung und Zuständigkeit für das Asyl- und Flüchtlingswesen obliegt dem Kanton. Dieser beauftragt die Caritas Luzern mit der Zentrumsführung, der Sozialhilfe und der Betreuung von Asylsuchenden. Den Menschen im «Löwen» wird Zugang zu Deutschunterricht und Beschäftigung geboten sowie Beratung in allen Belangen des Alltags. Erwartet werden gemischte Personengruppen (Einzelmänner, Paare, Familien – keine unbegleiteten Minderjährige) verschiedener Nationalitäten (Eritrea, Syrien, Afghanistan, Sri Lanka, China, Irak). In der Unterkunft, in welcher durchgehend eine Betreuungsperson anwesend ist, gilt eine strikte Hausordnung. Die Flüchtlinge erhalten pro Tag einen Betrag von Fr. 11.50 für Nahrungsmittel und persönlichen Bedarf. Diese wirtschaftliche Sozialhilfe kann bei Verstössen sanktioniert und somit gekürzt werden.

Öffentliche Diskussion

Nachdem André Portmann über die Erfahrungen und die Einschätzung aus Sicht der Polizei referierte, wurde den Besuchern die Gelegenheit zur öffentlichen Diskussion gegeben. Wie zu erwarten war, gab es – neben einigen Fragen – teils hitzige Statements aus den verschiedenen Lagern. Zum einen die «Nostalgiker», welche mit der Zwischennutzung des Löwen den erwähnten «Identitätsverlust» beklagen, zum anderen die Verängstigten, welche der Veränderung mit Sorge – oftmals leider auch mit Vorurteilen und Klischees – entgegensehen. Doch angesichts der sachlich vorgetragenen Fakten und nicht zuletzt aufgrund der inhumanen Situation, aus welcher die Asylsuchenden kommen, dominiert in der Ebikoner Bevölkerung doch das Verständnis und Mitgefühl für diese Menschen. Was auch mehrfach so geäussert wurde. Und so kann man nur hoffen, dass man sich beidseitig mit Respekt und Toleranz begegnen wird und die Flüchtlinge willkommen geheissen werden.

Stefan Jäggi

PAX vermietet Löwen bis mindestens 30. März 2016

Ende November 2014 hat das Hotel Löwen in Ebikon seinen Betrieb definitiv eingestellt. Die neue Besitzerin, die Firma PAX Liegenschaften AG, beabsichtigt eine Überbauung zu planen und zu realisieren. Das Areal des Löwen liegt im Zentrum von Ebikon und ist damit Inhalt des Masterplanes zur Entwicklung der Gemeinde, welcher zurzeit erarbeitet wird. Bis die Überbauung realisiert werden kann, hat die Firma PAX Liegenschaften AG dem Kanton Luzern das Hotel Löwen für eine Zwischennutzung als temporäres Asylzentrum vermietet. Der Mietvertrag ist erstmals per 30. März 2016 kündbar.

Ruedi Fahrni, Asyl- und Flüchtlingskoordinator Kanton Luzern am Podest, flankiert von Daniel Gasser, Gemeindepräsident Ebikon und André Portmann, Chef Polizeiregion Ost. Bild Stefan Jäggi.
Ruedi Fahrni, Asyl- und Flüchtlingskoordinator Kanton Luzern am Podest, flankiert von Daniel Gasser, Gemeindepräsident Ebikon und André Portmann, Chef Polizeiregion Ost. Bild Stefan Jäggi.