
Klassische Handwerksberufe kämpfen mit Nachwuchssorgen. Nicht so der Beruf Polymechaniker/in. Die vierjährige Ausbildung steht auf der Liste der meist gewählten Lehrberufe weit oben.
Mensch, Maschine und Computer arbeiten im Berufsfeld Polymechaniker/in eng zusammen. Mit modernsten, computergesteuerten Maschinen wie auch konventionellen Fräs- und Drehmaschinen stellen die Berufsleute Hightech-Werkstücke her. Die fertigen Werkstücke aus Stahl, Chromstahl, Aluminium oder Kunststoff kontrollieren sie mit hochpräzisen Mess- und Prüfinstrumenten. Weiter montieren sie Geräte, Anlagen und Maschinen oder nehmen diese in Betrieb, was häufig auch direkt beim Kunden vor Ort geschieht. Daneben
übernehmen sie Wartungen und Reparaturen von defekten Maschinenkomponenten. Kurz: Polymechaniker sind die Alleskönner unter den Mechanikern. Diese Vielseitigkeit hat auch Evelyne Müller angesprochen. Und die Tatsache, dass es in diesem anspruchsvollen Beruf jeden Tag neue Herausforderungen zu meistern gilt. Die 19-jährige Rooterin hat soeben ihre Lehre bei der Komax AG in Dierikon abgeschlossen.
Höchste Präzision gefragt
Der Beruf des Polymechanikers erfreut sich im Kanton Luzern nach wie vor grosser Beliebtheit. Auch im vergangenen Sommer haben wieder 76 Jugendliche die berufliche Grundbildung in Angriff genommen. Insgesamt absolvieren heute fast 300 Luzerner Lernende die Polymechaniker-Lehre, die vier Jahre dauert und mit dem Eidgenössischen Fähigkeitszeugnis (EFZ) abschliesst. In den ersten zwei Ausbildungsjahren konzentrieren sich die Lernenden auf die Grundbildung, in der sie Fertigkeiten wie Bohren, Fräsen, Drehen, Handarbeiten sowie die Montagetechnik erlernen. Am Ende des zweiten Lehrjahres ist eine Teilprüfung abzulegen, die bereits zum EFZ zählt. Im dritten und vierten Lehrjahr erfolgt dann die firmenspezifische Schwerpunktausbildung. Die Grundvoraussetzung zum Erlernen des Berufs ist exaktes Arbeiten. Schliesslich werden hochpräzise Bauteile und Werkzeuge hergestellt, und nicht selten geht es dabei um Tausendstelmillimeter. Zudem darf man auf keinen Fall zwei linke Hände haben.
Gute Perspektiven
Für Martin Spöring, Präsident des Zentralschweizer Branchenverbandes Swissmechanic, ist die Lehre als Polymechaniker/in eine ausgezeichnete Basis und der perfekte Einstieg in die Arbeitswelt, stehen den jungen Berufsleuten doch fast alle Türen offen. Über eine Berufsprüfung können sie zum Beispiel den eidg. Fachausweis als Produktionsfachmann/-frau, Automatikfachmann/-frau oder Technischer Kaufmann/-frau erwerben. Die Höhere Fachschule führt unter anderem zum dipl. Techniker/in HF Maschinenbau, Systemtechnik oder Mikrotechnik. Ein Studium an der Fachhochschule ermöglicht zudem den Bachelor of
Science in Maschinentechnik, Systemtechnik oder Automobiltechnik. Dank der breiten Grundausbildung haben aber auch Berufsleute, die nach der Lehre direkt auf den Arbeitsmarkt steigen, ausgezeichnete Chancen auf eine Festanstellung. Viele Lernende absolvieren lehrbegleitend die Berufsmaturität, die ihnen den direkten Zugang zur Fachhochschule ermöglicht. Das freut auch Martin Spöring. Es gebe in der Schweiz derzeit zu wenig Ingenieure. «Da die Produkte immer komplexer werden, braucht es immer mehr Fachkräfte.»
Daniel Schwab