«Islamic Discussion Club»

EBIKON – In der Agglomerationsgemeinde Ebikon bekamen muslimische oder am Islam interessierte Jugendliche die Möglichkeit, sich über aktuelle Ereignisse, politische Prozesse und Fragen rund um den Islam auszutauschen. Gemeinsam mit der Projektleiterin Tugba Schussmann begaben sie sich auf den Weg, Antworten auf ihre Fragen zu finden.

Im Rahmen eines Hochschulprojekts der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit initiierte die Studentin Tugba Schussmann ein Projekt namens «Islamic Discussion Club». In diesem trafen sich von April bis Juli 2015 durchschnittlich zwölf Jugendliche aus Ebikon, mehrheitlich mit muslimischem Hintergrund, regelmässig zum Austausch über ihre Religion, die aktuellen politischen Ereignisse und die damit verbundenen Ängste rund um den Islam. Die Mehrzahl der Mädchen und Knaben besuchen die Sekundarstufe in Ebikon und sind zwischen 12 und 18 Jahre alt.

Unterstützt und begleitet wurde Projektleiterin Tugba Schussmann von Fachpersonen der Jugendanimation Ebikon sowie von der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit. Ebenfalls ins Projekt involviert waren Fachleute von der Universität Luzern sowie der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften. Sie nahmen an einzelnen Tagen teil und gaben der Projektleiterin Tipps, Inputs und Rückmeldungen zu den verschiedenen Workshops. Finanzielle Unterstützung kam von der kantonalen Dienststelle Soziales und Gesellschaft (DISG) und der Stiftung Dalyan, kulinarische von den Ebikoner Firmen Fresh Market und Restaurant Andromeda.

Um was ging es im Projekt?

Beim Projekt ging es darum, auf die Bedürfnisse und Fragen der Jugendlichen einzugehen und gemeinsam, also partizipativ, Themen zu erarbeiten, die sie interessieren und betreffen. Die Jugendlichen wählten Themen wie Sexualität, Radikalismus oder der Umgang mit Medien, die dann von der Projektleiterin vorbereitet wurden. Methodisch wurde versucht, Ängste abzubauen und Halbwahrheiten aus den Medien zu klären. Die Jugendlichen zeigten sich interessiert an offenen Diskussionen, aber oftmals auch traurig oder hilflos gegenüber den Medien, in denen der Islam eher negativ dargestellt wird. Ausserdem bot der «Islamic Discussion Club» auch eine Plattform für allgemeine Fragen rund um Jugendthemen, wie z.B. etwa, ob Tätowierungen im Islam «haram», also verboten sind oder nicht.

Wie sah so ein Workshop aus?

An den Projektanlässen wurde als Einstieg jeweils ein Spiel, wie z.B. «Wer wird Millionär» oder «Aktivity» gespielt – selbstverständlich mit islambezogenen Fragen. Auch war es der Projektleitung so möglich, das Know-How der einzelnen Jugendlichen einzuschätzen. Danach stieg man in das jeweilige Thema ein, welches die Jugendlichen ausgewählt hatten. «Es kamen jeweils sehr interessante Inputs von den Jugendlichen. Sie schienen sehr betroffen. Am meisten fiel diese Betroffenheit auf, wenn sie sich spontan und vehement von Terrorgruppierungen wie z.B. dem IS distanzierten. Auch wenn gerade den Jüngeren die Hintergründe noch völlig unklar sind, so ermöglichte ihnen die Projektleiterin doch zumindest einen ersten Einblick und neben der Möglichkeit zu fragen auch Massstäbe für die kritische Beurteilung. Besonders hilfreich waren hier Medien wie z.B. der Film «Süchtig nach Jihad» von Hubertus Koch. Aber auch die Inputs von einzelnen Jugendlichen und den eingeladenen Fachleuten führten zu interessanten Diskussionen.

Antworten aus dem Stegreif

Die Jugendarbeiterin Tugba Schussmann führte das Projekt souverän durch alle Etappen: «Ich kenne mich sehr gut aus im Islam, sodass ich die Fragen der Teenager grösstenteils aus dem Stegreif beantworten konnte. Das Ziel war es jedoch, dass sie sich selbst mit ihren Fragen und Interessen auseinandersetzen und auch ihr familiäres System mit einbeziehen. So wurden auch die Eltern oder Grosseltern bei Fragen konsultiert.»

Natürlich diente auch das Internet als Quelle, wobei es sich hier lohnt, genauer hinzuschauen und sich über die Autorenschaft zu informieren, denn es gibt viele verschiedene Ansätze und Meinungen zu verschiedenen Themen. Schussmann: «Der Islam wurde nie reformiert von einem Religionsoberhaupt, wie z.B. bei den Christen. Dadurch gibt es viele verschiedene Schulen, welche die Religion jeweils anders interpretieren. Am besten liesse sich diese Tatsache vergleichen mit der Unterscheidung von evangelischen, katholischen oder orthodoxen Christen. Auch hier glaubt man an Gott und Jesus als gemeinsamen Nenner, aber unterscheidet dann spezifisch bei der Ausführung der Religion und bei verschiedenen Themen.»

Ein intensives Projekt

Abschliessend lässt sich sagen, dass es ein sehr intensives und gelungenes Projekt war. Die teilnehmenden Jugendlichen werden sich zweifellos daran erinnern, während die Öffentlichkeit im Büro der Jufa (Fachstelle für Jugend und Familie Ebikon / Buchrain) das Projektbuch mit Erkenntnissen und Ergebnissen einsehen kann.

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Jugendarbeiterin Tugba Schussmann.